Montag, 19. November 2012

Die Fahrt nach Münster


 oder: der Jungesellenabschied.

Morgen war es soweit, ich würde Fatma Heiraten. Die Tochter eines millionenschweren Öl-Scheichs in Syrien. Doch zuerst war es ein Tag wie jeder andere. Ich stand um neun Uhr auf und freute mich auf ein gutes Frühstück mit der Familie. Doch da machte mein großer Bruder schon Stress. Wir müssten uns beeilen, da die Bahn um kurz vor zehn los fahren würde. Achja, wie konnte ich das vergessen, heute wollten die Jungs ja mit mir nach Münster fahren um meinen Junggesellenabschied zu feiern. Ja, wir fuhren nach Münster, nicht nach Las Vegas, wo mich leichte Mädchen, Black Jack und viele leckere Kaltgetränke erwarten würden. Es ging nach Münster, denn mein Bruder hatte Bock auf ein bisschen Kultur. Also hab ich mir schnell mein Frühstück reingewürgt, mich angezogen und dann sind wir auf. Am Bahnhof warteten dann auch schon (seit einer halben Stunde) Patrick und Max. Von Simon, dem fünften im Bunde, war keine Spur zu sehen. Also gingen wir erst mal in die Bahnhofskneipe und ließen uns bewirten. Gut vielleicht würde der Tag dann ja doch nicht so schlecht werden. Es gab schon mal Bier und damit Gesaufe, wenn jetzt nur noch ein paar Gunstgewerblerinnen auftauchen würden. Zugegeben am Bahnhof gab es ein paar, aber nicht das was man sich für einen Junggesellenabschied vorstellte. 


Nach den ersten drei Bierchen gings dann auch besser, der Kater von gestern wurde ersoffen und wir konnten Simon erreichen. Dieser erschien dann auch eine halbe Stunde später(!). Dann konnte es also losgehen, mein letzter Tag in Freiheit.  Die Zugfahrt war ein Traum, es gab Bier und lustige Gesellen die gerade aus Düsseldorf kamen und nun auf dem Heimweg nach Münster waren. So kam das eine zum anderen und wir verstanden uns prächtig. Aber nur um es nochmal zu betonen: Auch im Zug keine Beifahrerinnen der Liebe. Aber was nicht war, konnte ja noch werden. Im Zug wurde viel gelacht, vor Allem über die Idee das wir unsere eigene Soap gründen sollten, wer mehr darüber wissen will muss halt das nächste Mal mitfahren.  Und dann erreichten wir Münster.  

Und was soll ich sagen, scheiß auf Las Vegas, Münster, der Mittelpunkt der Partykultur. Da ist nicht nur der Wirt sauer, wenn du deinen Mageninhalt auf die Tische entleerst, sondern auch das Bier. Münster, du Stadt die nie schläft. Münster, Stadt meiner Träume. Münster, wo der Döner nur 1,50 kostet. Münster, die Stadt wo die Geschäfte erst um zehn Uhr Nachts öffnen. Münster, du Phönix der sich aus der Asche erhob. Münster, du Stadt die trotz ihres Alters immer noch ein alter Feger bist. Münster, man könnte sagen, du hast dir die Brüste neu gebaut. Man mag denken ich übertreibe, aber nein! Mitnichten. Münster, von außen Hui und nur das Bier Pfui. So schön die Münsteraner auch bauen mögen, das Bierbrauen sollten sie uns am Niederrhein überlassen. Wir kehrten in die ein oder andere Stube ein, trafen die ein oder anderen  Menschen und wurden aus den Stuben auch wieder ausgekehrt. Doch ich greife vor, in Münster trafen wir dann auch auf Peter und Paul, Paul der uns durch Münster führte und wenn er nicht mehr weiter wusste, zumindest Personen kannte, die uns weiterführen konnten. 

Ja wir hatten eine Stadtführung, es war toll! Ich fühlte mich wieder in die Schulzeit zurück versetzt, wo man noch hinter dem Rücken eines Mitschülers Bier trank, um nicht vom Lehrer erwischt zu werden.  Wir erfuhren viel über die Geschichte Münsters, haben jedoch doppelt so viel wieder vergessen. Traurig aber unvermeidlich. Nach der Führung ging es dann in den Dschungel. Oder zumindest in eine Kneipe mit dem Namen Gorilla. Wo unheimlicher weise auf dem Klo Urwald Geräusche abgespielt wurden. Münster halt, die Stadt in der nichts unmöglich ist. Dort wurde Fußball geguckt. Das war eher uncool. Doch zeitgleich passierte etwas wunderbares. Wir wurden Zeugen des Balzverhaltens eines jungen Münsteraners. Der junge Mann umwarb das Objekt seiner Begierde während des ganzen Spiels, schaffte es jedoch nicht sie von seinem Mehrwert zu überzeugen. Sein zur Paarung ausgewähltes Objekt zeigte mehr Desinteresse als Fatma, wenn wir in getrennten Zimmern schlafen. 

Achja meine Fatma, meine Gedanken sind die ganze Zeit bei dir und bei den Damen käuflicher Zuneigung, die ich immer noch nicht gesehen habe. Nach dem Spiel machten wir uns dann in die bekannteste Studentenkneipe in Münster auf, deren Name ich vergessen habe. Ein toller Laden. Dort wurde gefeiert, getanzt und einfach gelebt. Ja Leben, das ist Leben. Doch wir mussten wieder zurück, also machten wir uns auf nach Haus. Ließen es uns aber nicht nehmen die Kioske in Münster leer zu kaufen um im Zug nicht zu verdursten. Mit drei Leinenbeuteln voller Flaschen saßen wir dann am Bahnhof und warteten, warteten und warteten. 

Genug Zeit zum Nachdenken.  

Fatma du Blume aus dem Osten, darf ich noch einmal von deiner Blüte kosten? 
Fatma du Schönheit mit der Farbe Hellbraun, darf ich dir noch mal ins Dekolleté Schauen? 
Fatma du mit den schönen Augen, willst du nochmal an meinem Rüssel saugen? 
Fatma bevor das noch wird geschmackloser, beende ich hier die Prosa. 

Dann kam er, der Zug. Wir machten es uns gemütlich, und dann passierte es, das worauf ich den ganzen Abend gewartet hatte. Ein leicht bekleidetes Mädchen. Zuerst war sie ganz schüchtern, doch von unserer Gutmütigkeit überzeugt war sie schnell bereit sich mit uns zu unterhalten. Später wollte sie sogar noch dass wir Fotos von ihr schossen. Ein verrücktes Ding. Der Tag war herrlich. Münster war herrlich. Und das Bier war sauer. Doch bevor dieser Bericht endet noch ein kleines Gedicht über die Stadt der Städte, Münster. 

Münster, die du bist aus meinem Traum erschaffen, 
dich kann Niemand hassen. 
Auch wenn dein Bier ist Sauer, 
wir trinken es weiter. 
Auch bei einem Schauer, 
denn das macht uns Heiter. 

Münster, die Stadt mit der schönen Kulisse, 
dein Antlitz entstellen keine Risse. 
Dirnen sucht man in dir vergeben, 
doch Studenten gibt es zuhauf. 
Schöne Namen möchte ich dir geben, 
Doch davon sind schon viele im Umlauf. 

Münster du alte Frau, 
nahmst uns mit auf eine Reise. 
Du machtest keine Schau, 
sondern präsentierst dich uns auf deine Weise. 


Euer Pascál Bongartz

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